Eher spielerisch sollen die Eslarner Grundschüler zum Thema Selbstbehauptung sensibilisiert werden. Mit Unterstützung von zwei Karatesportlern lernen die Kinder schnell, wie man sich Respekt verschafft.

Wer erwartete, dass die beiden Trainer vom Karate-Dojo des Turnvereins Vohenstrauß bei ihrem Besuch an der Grundschule Eslarn die Schüler mit speziellen Karate-Techniken schulten, der sah sich getäuscht. Der 24-jährige Abteilungs- und Dojoleiter Marcel Bieber aus Leuchtenberg und sein Co-Trainer Josef Reichenberger aus Vohenstrauß führten die vier Schulklassen spielerisch und in lockerer Atmosphäre an das Thema Selbstbehauptung heran.

Bieber betreibt seit 17 Jahren Karate in der Stilrichtung Shotokan, ist Träger des 3. Dan (3. Schwarzgurt) und damit der jüngste Sensei (Meister) in der Region. Nicht weniger erfahren ist der 2. Danträger Josef Reichenberger, ehemaliger Polizeibeamter der Polizeiinspektion Vohenstrauß. Bei beiden liegt die Qualifizierung auch in der Ausbildung von Kindern.

“Angenommen ihr werdet von einem fremden Mann angesprochen und er möchte euch mit dem Auto nach Hause fahren. Was macht ihr dann?”, war die zentrale Frage. Zu dieser Situation sei es glücklicherweise im Altlandkreis Vohenstrauß laut Polizeichef Martin Zehent von der PI Vohenstrauß noch nicht gekommen. Trotzdem hielt der Elternbeirat um Vorsitzender Nicole Kleber und Schulleiterin Katharina Merther einen Selbstbehauptungskurs für Schülerinnen und Schüler als präventive Maßnahme für sehr wichtig.

Hemmungen abbauen

“Viele Menschen, vor allem Kinder haben Hemmungen, laut zu schreien, egal ob bei Gefahr oder zu anderen Gelegenheiten.” Laut Marcel Bieber könne hier der Kampfsport helfen, diese Hemmungen abzubauen und selbstbewusster aufzutreten. Die nicht themenbezogenen möglichen Vorteile von Kampfsport ließen die beiden Trainer beim Besuch jedoch außen vor und widmeten sich rein der Selbstbehauptung. Mit drei farbigen Bällen erklärte Bieber in der Schulsporthalle anschaulich die Ampelregelung, bei der die Farbe Grün das Wohlbefinden und die Sicherheit verspricht, Gelb die Stimmung in Unbehagen und erhöhter Wachsamkeit umschlagen lässt und die Farbe Rot die Abneigung und Abwehr signalisiert. Die beiden leidenschaftlichen Kampfsportler zeigten dem Nachwuchs verschiedene Gefahrensituationen richtig einzuschätzen und zu erkennen. Im Mittelpunkt stand eine deutliche Körpersprache und das Lernen, lautstark und vehement „Nein, lass mich in Ruhe!“ zu sagen. Jeder durfte einmal testen, wie laut sein Nein auf das Gegenüber wirkt. Bei einigen war der Ton etwas zögerlich, andere dagegen schmetterten die Abneigung furchtlos den Trainern entgegen.

Körpersprache wichtig

“Wichtig ist, dass Körpersprache und verbale Aussagen sich nicht widersprechen.” So sollte bei einem Nein mit ausgestreckten Händen auch ein gewisser Abstand angezeigt werden. Kinder müssten sich oft überwinden, um ihr Unbehagen in bestimmten Situationen offen auszusprechen oder erst einmal lernen, dass sie ihrem Gefühl vertrauen dürfen, wenn sich etwas nicht richtig anfühlt. “Selbstbehauptung bezeichnet die Fähigkeit, Respekt für seine eigenen Wünsche einzufordern und seine persönlichen Grenzen gegen Angriffe aller Art zu verteidigen.” Aber Selbstbehauptung braucht vor allem Selbstbewusstsein, eine starke Körpersprache und oft auch praktische Übung in einem geschützten Umfeld. „Sollte der Fremde euch festhalten, kann man versuchen sich durch Beißen, Kratzen und Fußtritte loszureißen. Wenn ihr alleine zu Hause seid und jemand Fremdes, auch ein Mann in Polizeiuniform, vor der Tür steht und läutet, solltet ihr euch still verhalten und nicht aufmachen.“

Als Übung zur Teamarbeit durfte die Gruppe einen am Boden liegenden Trainer wegziehen und wegtragen, was allein unmöglich war.

Auf dem Programm stand nicht zuletzt die Kenntnis über die Notrufnummer der Polizei und des Rettungsdienstes. Abschließend dankte Schulleiterin Merther für das lehrreiche Programm.

Bericht und Fotos: Karl Ziegler